14.08.2023
Veranstaltungsreihe "Lasst uns reden"
Veranstaltungsreihe „Lasst uns reden!“ diskutiert über die gesellschaftliche Aufarbeitung des Staatsdopings im DDR-Leistungssport
Öffentliche Podiumsdiskussion zu den „Dopingprozessen“ der 1990er Jahre
In den „Dopingprozessen“ der 1990er Jahre und Jahrtausendwende stand erstmals das System eines kommunistischen Staatssports vor Gericht. Nach einer Strafanzeige des Doping-Aufklärers Prof. Dr. Werner Franke sammelten die Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität sowie Staatsanwaltschaften über mehrere Jahre Tausende Dokumente und hielten Aussagen Beteiligter fest. Im Ergebnis wurden Funktionäre und andere Verantwortliche des Staatsdopings wegen „Körperverletzung" verurteilt. Das umfangreiche Aktenmaterial der Gerichtsverfahren bietet heute ein historisch einmaliges Archiv, um Genese, Praxis und Auswirkungen der Dopingvergehen zu rekonstruieren.
Seit 2020 erforscht das Zentrum deutsche Sportgeschichte e.V. die Akten der Dopingprozesse mit dem Ziel, die Bedeutung dieser beispiellosen, juristisch-historischen Aufarbeitung für den vereinten deutschen Sport bis heute zu ermessen. Das Material bietet anhand zahlreicher Zeug*innenaussagen und Ermittlungsberichte neue, detaillierte Einblicke in Mechanismen des Staatsdopings. Das erweiterte Bild, das auf diese Weise von der Dopingpraxis gewonnen wird, kann dazu beitragen, die Leidensgeschichte Betroffener präziser zu rekonstruieren, was ein besonderes Anliegen von Thüringer Staatskanzlei und LSB Thüringen ist, die das Projekt initiiert und gefördert haben.
Die Präsentation der Forschungserkenntnisse bietet den Anlass, die „Dopingprozesse“ zum Gegenstand einer Podiumsdiskussion in der Veranstaltungsreihe „Lasst uns reden!“ zu machen.
Dr. Jutta Braun und Dr. René Wiese vom Zentrum deutscher Sportgeschichte Berlin-Brandenburg e.V. werden in einer Podiumsrunde mit Zeitzeug*innen, Beteiligten an der gesellschaftlichen Aufarbeitung des Staatsdopings und Aktiven diskutieren, wie Sport und Öffentlichkeit nach 1989/1990 mit den Doping-Belastungen in Ost und West umgingen. Das Veranstaltungsformat „Lasst uns reden!“ von exhibeo e.V. und gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur reflektiert im deutsch-deutschen Dialog die Transformationsprozesse der 1990er Jahre. Im Thüringer Landtag wird die Veranstaltung gemeinsam mit dem Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, dem LSB Thüringen und der Thüringer Staatskanzlei präsentiert.
Zeit: Dienstag, 22. August 2023, 18.00 Uhr (Einlass ab 17.30 Uhr)
Ort: Plenarsaal, Thüringer Landtag, Jürgen-Fuchs-Straße 1, Erfurt
Die Teilnahme ist kostenfrei, jedoch begrenzt. Daher wird um Anmeldung möglichst bis zum 15. August 2023 gebeten unter Podiumsdiskussion(at)tsk.thueringen.de.
Ein Get-together mit Imbiss und Getränken schließt sich an die Veranstaltung bis 21.30 Uhr an. In dieser Zeit besteht die Möglichkeit, die Kunstausstellung „Mein Sport. Meine Seele. Meine Kunst.“, die am Veranstaltungstag um 16.00 Uhr eröffnet, im Foyer des Plenarsaals zu besuchen. In der Ausstellung präsentieren Betroffene vom Doping im DDR-Leistungssport ihre Form der Aufarbeitung in Bildern. Die Ausstellung wird vom doping-opfer-hilfe e.V. unterstützt. Das „Forum für selbstbestimmten Sport“ wurde 1999 im Kontext der Dopingprozesse gegründet.