19.06.2024
Erinnerungsort für Opfer des NSU eingeweiht
Pommer: "Thüringen bekennt sich zu seiner Verantwortung"
Mit einer Gedenkstunde wurde am Mittwoch (19. Juni) im Erfurter Beethovenpark ein Erinnerungsort für die Opfer der rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ eingeweiht. An der Einweihung nahmen auch Angehörige der Opfer und Überlebende der NSU-Anschläge teil. Unter anderem sprach Semiya Şimşek, Tochter des ersten NSU-Opfers Enver Şimşek, zu den Gästen. Weitere Grußworte kamen von Landtagspräsidentin Birgit Pommer, Ministerpräsident Bodo Ramelow, und der Ombudsfrau des Bundes für die Opfer der rechtsextremen Terrorgruppe NSU, Prof. Barbara John. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Bundes- und Landespolitik sowie der Städte Erfurt, Dortmund und Schwarzatal waren ebenso Gäste der Einweihung.
Landtagspräsidentin Birgit Pommer: „Mit dem Mahnmal für die Opfer des NSU bekennt sich Thüringen zu seiner Verantwortung gegenüber den Opfern, aber auch zur Aufarbeitung des Rechtsextremismus im Land. Die Mitglieder des NSU stammten aus Thüringen und haben hier ihr rassistisches Weltbild entwickelt. Sie kamen aus der Mitte der Gesellschaft.“
„Mit dem Erinnerungsort vor dem Thüringer Landtag setzen wir ein klares Zeichen gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Das sind wir nicht nur den Angehörigen und den Opfern schuldig. Der Schattenwurf mahnt uns alle: Menschenverachtende Überzeugungen haben keinen Platz in unserer Gesellschaft“, so Landtagspräsidentin Birgit Pommer.
„Der Erinnerungsort wird ein fester Bestandteil unserer Bildungsarbeit. So kann niemand die Augen vor der Wahrheit verschließen, dass die Morde des NSU ihren Ursprung in Thüringen hatten und die Behörden massiv versagt haben. Niemand kann den Schmerz der Angehörigen und Opfer übersehen“, so Pommer weiter. „Ab heute wird das Mahnmal ein weiterer Ort der Begegnung und der Verantwortung für ein friedliches Zusammenleben.
Hintergrund:
Im November 2011 enttarnte sich die rechtsextreme Terrorgruppe NSU nach einem missglückten Banküberfall selbst. In den Jahren 1999 bis 2007 war sie für eine der blutigsten rassistisch motivierten Mord- und Anschlagsserien in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik Deutschland verantwortlich. Die drei Täter stammten aus Jena und wurden von einem rechtsextremen Netzwerk unterstützt. Dass der NSU so lange unentdeckt blieb, lag auch am Versagen von Polizei und Verfassungsschutz in Thüringen.
Zwischen 2012 und 2019 haben zwei Untersuchungsausschüsse im Thüringer Landtag dieses Versagen aufgearbeitet. Im September 2017 beauftragte der Thüringer Landtag die Thüringer Landesregierung mit dem Bau eines Mahnmals zum Gedenken an die Opfer des NSU. Der Freistaat Thüringen bekennt sich damit zu seiner besonderen Verantwortung für die Opfer des NSU und zu einer dauerhaften Aufarbeitung dieser Verbrechen. Er mahnt zugleich, dass Rechtsextremismus und Rassismus noch immer die größten Gefahren für die Demokratie sind.
Erinnerungsort für Opfer des NSU eingeweiht
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