29.01.2025
Gedenkstunde im Thüringer Landtag
Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus
König: „Verantwortung bedeutet, sich der eigenen Geschichte zu stellen“
Der Thüringer Landtag gedenkt am Mittwoch (29. Januar) gemeinsam mit der Landesregierung und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora der Opfer des Nationalsozialismus in einer Gedenkstunde im Plenarsaal. Als Zeitzeugin wird die gebürtige Erfurterin Ingeburg Geißler sprechen. Sie wurde am 31. Januar 1945 von Erfurt aus nach Theresienstadt deportiert. Die Gestapo-Sammelstelle befand sich damals im heutigen Abgeordnetengebäude des Thüringer Landtags.
„Vor 80 Jahren am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz durch sowjetische Truppen befreit. Auschwitz, das ist für uns Deutsche das nie wiedergutzumachende, das unauslöschliche Zeugnis einer entgrenzten Unmenschlichkeit, eines singulären und niemals zu relativierenden Zivilisationsbruchs“, sagt Landtagspräsident Dr. Thadäus König.
„Die Gräueltaten des Nationalsozialismus sind nicht ein abgeschlossenes Kapitel der Geschichte. Sie sind ein Abgrund, dessen Echo bis heute in unserer Gesellschaft nachhallt. Millionen von Menschen wurden entrechtet, gequält, ermordet. Sie alle wurden Opfer eines Regimes, das die Menschlichkeit selbst zerstörte. Wir stehen in der Verantwortung, diesen Abgrund nicht zu verdrängen. Und diese Verantwortung bedeutet, sich der eigenen Geschichte zu stellen und ihre Lehren anzunehmen. Deshalb gedenken wir heute gemeinsam dieser Opfer.“
König weiter: „Wenn wir im Landtag der Opfer des Nationalsozialismus gedenken, mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sprechen und Projekte der Erinnerungskultur vorstellen, dann macht das die Verbrechen nicht ungeschehen. Die Verantwortung, die wir tragen, endet nicht bei der Erinnerung. Sie beginnt dort erst. Die Erinnerung allein ist stumm, wenn sie nicht von unserem Handeln begleitet wird. Der Landtag trägt in mehrfacher Weise besondere Verantwortung. Als Erinnerungsort, als Ort des gemeinsamen Gestaltens und des Dialogs. Die in der Verfassung verbrieften Freiheitsrechte sind hart erkämpft worden. Ich erwarte, dass wir Abgeordneten auch im Bewusstsein um diese historische Schuld handeln, die nicht nur das Erinnern einfordert, sondern auch das unbedingte Eintreten für eine freiheitliche Demokratie und die Menschenwürde.“
„Wie wir friedlich zusammenleben können, bestimmen nicht die Abgeordneten allein, sondern alle Menschen in diesem Land. Wir alle sind gefragt, wenn es gilt, Mitmenschen gegen Gewalt und Hass zu schützen. Wir alle sind aufgefordert, das Erinnern nicht zu einem leeren Versprechen werden zu lassen.“
Die Gedenkstunde ist in der Mediathek abrufbar: https://www.thueringer-landtag.de/plenum/landtag-live/
Download
-
Landtagspräsident Dr. Thadäus König - Rede zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus (29. Januar 2025, 11 Uhr Thüringer Landtag, Plenarsaal)
PDF 73,55 KB - ist nicht barrierefrei
-
Ministerpräsident Mario Voigt - Ansprache zum Gedenkakt für die Opfer des Nationalsozialismus (29. Januar 2025, 11 Uhr Thüringer Landtag, Plenarsaal)
PDF 151,92 KB - ist nicht barrierefrei
Gedenkstunde im Thüringer Landtag
29.01.2025 40 Bilder
Fotos: © Steve Bauerschmidt