27.01.2023
Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus
Thüringen gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus
Mit einer Gedenkstunde im Landtag und einer Kranzniederlegung in der Gedenkstätte Buchenwald gedachten der Thüringer Landtag, die Thüringer Landesregierung und die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora am 27. Januar gemeinsam der Opfer des Nationalsozialismus. Das diesjährige Gedenken wird durch die Ausstellung „Rosa Winkel. Als homosexuell verfolgte Häftlinge in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora“ umrahmt.
Vizepräsidentin Dorothea Marx: „Rassismus, Antisemitismus und die Verfolgung Homosexueller haben nach dem Zweiten Weltkrieg nie aufgehört. Sie leben im Schweigen und in der Abkehr von der Verantwortung fort. Sie fordern immer noch Opfer. An der Seite der Überlebenden, der Trauernden und der Opfer brechen wir das Schweigen und erneuern den Schwur von Buchenwald für eine friedliche Welt. Überschattet wird das diesjährige Gedenken neben den aktuellen Angriffen auf unsere Demokratie, Toleranz und Vielfalt leider auch dadurch, dass viele Zeitzeugen, die wir in den letzten Jahren bei uns begrüßen konnten, nicht mehr unter uns sind. Die ganz persönlichen Zeugnisse der Barbarei des Nationalsozialismus lebendig zu halten - durch Videodokumentation oder durch „Zweitzeugen“, wird uns ein besonderes Anliegen in den nächsten Jahren sein.
Für die Landesregierung nimmt Ministerpräsident Bodo Ramelow an der Gedenkveranstaltung teil: „78 Jahre sind seit der Befreiung des Lagerkomplexes Auschwitz am 27. Januar 1945 vergangen, doch die Verbrechen, für die Auschwitz symbolhaft als Monument der Barbarei steht, verjähren nicht. Genauso wenig darf das gemeinschaftliche Erinnern an das millionenfache Leid der Opfer des Nationalsozialismus jemals enden. Der 27. Januar ist weltweit ein zentrales Datum für dieses Gedenken. Er ruft uns jedes Jahr aufs Neue die unfassbaren Folgen ins Bewusstsein, die durch den nationalsozialistischen Rassenwahn und seine menschenverachtende Ausgrenzungsideologie verursacht wurden. Damit sich Geschichte nicht wiederholt, müssen wir Rassismus, Antisemitismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit auch weiterhin mit aller Kraft entgegentreten, wo immer sie uns begegnen. Als Demokratinnen und Demokraten haben wir deshalb heute und in Zukunft die Pflicht, laut die Stimme zu erheben und Diskriminierung und Ausgrenzung in all ihren Ausprägungen zu ächten.“
Mit Blick auf die Ausstellung „Rosa Winkel“ ergänzte Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora: „Am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus erinnern wir in diesem Jahr – u.a. mit einer von Studierenden der Universität Jena erarbeiteten Ausstellung – besonders an die verfolgten Homosexuellen. 700 Männer wurden als ‚Rosa-Winkel-Häftlinge‘ in die Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora verschleppt. Sie standen beim offiziellen Gedenken lange im Schatten, auch weil Homosexualität in der Bundesrepublik bis 1994 strafrechtlich verfolgt wurde. Auch wenn die NS-Verbrechen nicht mit heutigen Formen von Ausgrenzung und Verfolgung gleichgesetzt werden können: Homophobie ist bis heute weit verbreitet. In einer demokratischen Gesellschaft, in der die Menschenrechte geachtet werden, darf sie aber keinen Platz haben, genauso wenig wie Antisemitismus, Rassismus oder Antiziganismus."
Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus
27.01.2023 45 Bilder
Fotos: © Steve Bauerschmidt